Vom 22.2. bis zum 11.3.2015 war ich mit dem Touristikunternehmen TourVital auf einer insgesamt
18-tägigen Rajasthan Rundreise.
Unsere Gruppe bestand aus 31 Teilnehmern. Geführt wurden wir von dem sehr kompetenten und jederzeit
freundlichen und bemühten Reiseleiter Kamal Kishore Bhardwaj.
Von der Tour habe ich 2 Bildervorträge angefertigt. Dazu am Ende dieser Seite mehr.
Einige einleitende Worte vorher von dem Land zwischen Altertum und Moderne, zwischen Armut und Fortschritt.
Indien hat knapp 1,3 Milliarden Einwohner. Damit leben 17% der gesamten Weltbevölkerung in dem dafür doch
verhältnismäßig kleinen Land. Alleine in den drei Städten Mumbay, Delhi und Kalkutta gibt es rund 50 Millionen
Menschen. Wassermangel in Verbindung mit Korruption und der immer noch schlechten Infrastruktur bringen
das Problem mit sich, die Leute in allen Landesteilen mit Lebensmitteln versorgen zu können. Von der
Produktionsseite her ist genügend Getreide vorhanden, aber die Verteilung im Land funktioniert nicht.
Die Kindersterblichkeit ist zirka 10 mal so hoch wie in Deutschland. Man sieht immer wieder, vor allem Frauen,
die mit ihren Kindern auf dem Arm betteln gehen. Vielleicht aber auch deshalb, weil Rajasthan, gerade durch den
Tourismus die Ärmeren in der Hoffnung auf ein Almosen anzieht. Seit Jahrzehnten versuchen die indischen
Regierungen, den chronischen Hunger durch staatliche Ernährungsprogramme, die Milliarden kosten, zu
bekämpfen. Aber bisher gibt es noch keinen durchschlagenden Erfolg.
Geht man auf die Reise, fällt sofort der viele Müll auf. Der liegt nicht nur an den Landstraßen entlang, sondern
mitten in den Ortschaften und quasi vor den Häusern. Unser Reiseleiter Kamal sagte, die Inder seien grundsätzlich
saubere Leute. Angesichts der Müllberge hört sich das erst einmal seltsam an. Seine Erklärung: die Räume
ihrer Häuser sind sehr gepflegt. Aber alles was sie nicht im Haus gebrauchen können, werfen sie nach draußen
und was draußen ist, ist Sache der Gemeinde. Die Gemeinde aber hat kein Geld und so bleibt alles liegen. In
den Dörfern und kleinen Städten gibt es aber auch keine Abfallbehälter und keine Müllabfuhr. Das Problem gibt
es verschärft seit rund 20 Jahren, seitdem es Plastiktüten gibt, die nicht verrotten. Außerdem fehlt noch eine
Recyclingindustrie. Wie uns Kamal sagte, versucht man das Pferd von hinten aufzuzäumen. Die Schulen sind
verpflichtet eine Stunde pro Woche Umweltschutz zu unterrichten. Auf diese Weise will man versuchen über
die Kinder die Eltern zu beeinflussen. In dem Müll suchen übrigens Kühe, Ziegen, Hunde Schweine usw. nach
Fressbarem. Der Vorteil dabei, sie putzen alles sauber, sodass nichts verfault und es trotz allem Mülls nirgendwo
stinkt. Bleibt noch zu erwähnen, dass die touristischen Vorzeigestädte wie z. B. Jaipur und Jodhpur das Problem
Müll weitgehend gelöst haben und deutlich sauberer sind. Positiv ist mir außerdem noch aufgefallen, dass ich
nirgendwo, selbst in den engsten Basaren, müffelnden Menschen begegnet bin und das, obwohl es in den
meisten Häusern keinen Wasseranschluss gibt. Auch waren immer alle sehr sauber und ordentlich gekleidet.
Dann fällt natürlich noch der chaotische Verkehr auf. Jeder scheint zu fahren wie er will und kämpft um seinen
Vorteil. Wenn zwei Straßen ohne Ampelregelung zusammenlaufen, fährt jeder solange es irgendwie geht auf
seinem Weg weiter. Dabei sind Abstände von weniger als einer Handbreite normal. Erst wenn es fast gar nicht
mehr weiter geht steckt einer zurück. Das kann auch der sein, der bei uns die Vorfahrt hätte. Aber es passiert
selten etwas. Man kämpft zwar um seine Position, aber eben nicht um jeden Preis. Und dabei geht alles auch noch
ziemlich ruhig vonstatten. Es wird zwar gehupt, aber das hat nichts mit der Aggressivität wie in Deutschland zu tun.
Trotz aller Kämpfe geht es sehr friedlich zu. Unmöglich bei uns wäre folgende Situation: jemand überholt obwohl
auf einer zweispurigen Landstraße Gegenverkehr ist. Man hält aufeinander zu, blinkt sich noch gegenseitig an
und man glaubt es kaum, dann bremst das entgegenkommende Fahrzeug ab und lässt das überholende Fahrzeug
seinen Vorgang zu Ende ausführen.
Was noch auffällt sind immer freundliche Menschen. Egal, ob wir mit unserem Bus durch Ortschaften gefahren
sind, vorbei an den für uns immer überfüllten Fahrzeugen mit Menschen auf den offenen Ladeflächen bzw. bei
Bussen auf den Dächern oder an Feldern, auf denen Leute arbeiteten, sie winkten dem Bus zu. Nie habe ich
irgendwo Streitigkeiten gesehen oder das Gefühl gehabt beim Bummeln durch die Ortschaften, dass es
gefährlich werden könnte. Dazu passt, dass man so gut wie nirgendwo Polizisten sieht.
Die Ursache dieser Freundlichkeit und Gelassenheit liegt wohl in der Religion begründet. Rund 80% der Inder
sind Hindus. Die Religion des Hinduismus hat ihren Ursprung in den Vorstellungen der frühen Arier, die vor
mehr als 4.000 Jahren nach Indien kamen. Sie ist nicht nur eine Religion, sondern auch eine Philosophie und
eine Lebensart. Hinduismus geht nicht auf die Lehren irgend eines Propheten oder einer heiligen Schrift zurück.
Er respektiert andere Religionen und versucht nicht zu konvertieren. Er lehrt die Unsterblichkeit der menschlichen
Seele und damit der Wiedergeburt. Nicht nur “begehe jeden Tag eine gute Tat”, sondern auch, je besser man zu
seiner Umwelt ist, und dazu gehören auch die Tiere, desto größer sind die Chancen auf eine “gute” Wiedergeburt.
Noch einmal zurück zu den Ariern. Das ist ein Volksstamm der westlich des Urals bis ins heutige Finnland
gelebt hat. Im Zuge einer größeren Völkerwanderung ist ein Zweig bis nach Nordindien ausgewandert. Das
Zeichen der Arier findet man immer noch an vielen Häusern. Laut Kamals Erklärung ist das auch der Ursprung
der “heiligen Kuh”. Die männlichen Ureinwohner wurden vertrieben in Richtung Südindien. Mit den Frauen
wollten die Einwanderer sich schnell vermehren. Die vielen Geburten führten zu einer hohen Frauensterblichkeit.
Das wiederum führte dazu, dass die Kühe immer wichtiger wurden. Man brauchte dringend ihre Milch um die
Kinder zu ernähren. Das ist eine nette Erklärung und die Wurzel des Mutterkults um die “heilige Kuh” liegt
tatsächlich in der Zeit der Indoarier. Allerdings ging es ursprünglich auf Opferrituale zurück, in denen von der
Bevölkerung hauptsächlich geschmolzene Kuhmilchbutter als Opfergabe dargebracht wurde.
In der Mythologie verdankt die Kuh ihre Verehrung vor allem aber der Legende, dass der Gott Krishna
als Hirtenjunge mit einer Kuhherde heran wuchs und mit Kuhmilch ernährt worden ist. Seither wird sie wie eine
Mutter verehrt, aber nicht angebetet wie eine Göttin. Wer eine Kuh tötet, begeht einen Mord, der mit einem
schlechten Karma bestraft wird. Die Kuh gilt als Spenderin der fünf heiligen Gaben: neben der Milch, dem Ghee,
einer Art Butterschmalz, dem Mist als Brennmaterial und Dünger, dem Urin mit seiner heilenden Wirkung
und dem Joghurt-Getränk Lasshi.
Zum Schluss noch ein paar Bemerkungen zu der Entwicklung Indiens. Die Bemühungen den Hunger und das
Müllproblem anzugehen habe ich schon erwähnt. Aber man sieht auch überall im Land, dass gebaut wird. Es
entstehen neue Straßen und Brückenbauwerke. In den nächsten 5 Jahren sollen 150 kleine Regionalflughäfen
gebaut werden. Überall sieht man große Ziegeleien und Steinbrüche. Es gibt eine Idee über einen 800 km
langen Kanal Wasser in die Wüstenregion zu bringen. Schon heute sieht man überall in der Wüste bepflanzte
Felder. Die Regierung fördert Projekte um die Landwirtschaft anzukurbeln. So sahen wir ein Feld, auf dem
mittels Solarenergie Pumpen angetrieben wurden. Damit wurde aus Brunnen Wasser gefördert und die Felder
bewässert. Der Staat trägt zu 80 % die Kosten.
Doch jetzt, für alle die es interessiert, meine Bildervorträge.
Der erste ist ein Bericht über die Rundreise. Weil er jedoch insgesamt 1 Stunde und 40 Minuten dauert, habe
ich ihn in 2 Teile gesplittet, Rajasthan 1 und Rajasthan 2.
Der zweite Vortrag ist zum größten Teil ein Auszug aus dem Reisebericht, hat aber nur Menschen und Tiere
zum Inhalt.
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